Im Rahmen von Projekten, die die Teilhabe verbessern, Bildungschancen steigern und so für mehr Chancengleichheit sorgen sollen, führen wir immer wieder Schulungen für Eltern durch. Eltern als Wegbereiter der Entwicklung ihrer Kinder sollen dabei gestärkt werden, um sich in ihrer Erziehungskompetenz weiterzuentwickeln. Diese Schulungen finden zum Beispiel zu den Themen Medien, Mobbing oder Geschlechterrollen statt. 

Was dabei immer wieder auffällig ist, sind die großen Sorgen, die sich Eltern machen – sowohl um ihre Kinder als auch darum, alles richtig zu machen. Im Gegensatz zu Workshops mit Ehrenamtler*innen oder Hauptamtler*innen aus sozialen Berufen sind die Schulungen deutlich persönlicher. Eltern bringen ihre Situationen und kleinen Kämpfe von zu Hause mit und besprechen diese in den Schulungen. Zentral ist dabei immer die Angst, man könnte als Eltern versagen oder hätte schon grobe Fehler begangen und deshalb läuft es im ein oder anderen Bereich nicht. 

Zwei Gedanken dazu: 

1.) Eltern, die Elternschulungen besuchen (sie sind i.d.R. freiwillig) gehören bereits zu den engagierten Eltern. Die Sorgen, die sie sich machen sind ein Zeichen ihres Engagements und verdeutlichen, dass ihre Kinder ihnen nicht egal sind und sie möchten, dass sie sich gut entwickeln. Sie investieren Zeit in das Thema Erziehung und in die Bildung ihrer Sprösslinge. Obwohl die meisten Eltern viel zu tun haben und oft beruflich und privat stark eingebunden sind, verbringen sie Abende mit Seminarleitungen und anderen Eltern, um in Austausch zu gehen, zu hören, ob andere die gleichen Herausforderungen und Fragen in ihrem Alltag haben und um vielleicht noch den ein oder anderen guten Tipp mitzunehmen. Die Eltern in derartigen Schulungen machen also schon ganz viel richtig: sie reflektieren ihr Handeln, sie sind offen für Neues, sie sind interessiert und möchten dazulernen. Das sind im Prinzip schon sehr zentrale Eigenschaften guter Eltern. Im Prinzip sind sie dadurch schon Teilnehmer*innen, die die Teilnahme gar nicht unbedingt bräuchten. Viel wichtiger wären die Kurse für die Gruppe, die sich wenig für ihre Kinder interessieren und die sich kaum Gedanken darüber machen, ob sie sich richtig verhalten. Probleme könnten hier vielleicht schon früh erkannt und bearbeitet wären, wenn die Bereitschaft bestünde, sich zu öffnen und sich zu ändern oder wenn nicht irgendwelche Hemmnisse dem entgegen stehen würden. Diese Zielgruppe zu erreichen ist besonders schwierig, aber umso wichtiger, da hier der Bedarf besonders groß ist. 

2.) Schon in der Schwangerschaft beschäftigen sich viele Eltern mit Ratgebern, suchen in Kursen, Büchern und im Internet nach Ideen und Lösungen für ihre Anliegen. Sie sind verunsichert, da die Aufgabe, Eltern zu sein, eine besonders schwierige Aufgabe ist. Wenn man dann noch zu der Sorte Eltern gehört, die engagiert ist, so wie oben beschrieben, und richtig handeln möchte, steht man sehr schnell vor einem Problem: liest man vier Ratgeber, hat man vier verschiedene Wege, besucht man drei Kurse, gibt es drei verschiedene Antworten auf die eigenen Fragen. Das ist natürlich vor allem so, weil es in der Pädagogik oft nicht die eine Antwort gibt. Es gibt grundlegende Prinzipien aber aufgrund der Individualität von Eltern, Kindern und Situationen, kann es nicht den einen Weg geben. Leider werden Eltern trotzdem häufig von Ängsten getrieben, dass sie den richtigen Weg finden müssten. Es besteht eine Verunsicherung, die zum einen sicherlich an den bestehenden gesellschaftlichen Ansprüchen an Eltern liegen, zum anderen aber auch daran, dass Eltern die Elternschaft als etwas ansehen, in dem sie genauso kompetent sein wollen, wie in ihrem Job oder ihren sonstigen Aufgaben. Sie hätten dazu gerne eindeutige Lösungen und To-Do-Listen und ein Schema für jede Situation, um nicht mit dieser Unsicherheit leben zu müssen. 

Der einzige Rat, den man Eltern daher in den Kursen geben kann, ist: hören sie auf ihr Bauchgefühl und bleiben sie gelassen! Niemand ist perfekt und niemand hat den richtigen Weg den den einen der für alle passt gibt es nicht. Insofern sollten Eltern wieder stärker lernen, nicht bei jeder Kleinigkeit direkt zu vermuten, ihr Kind wäre auf kriminellen Abwegen oder ein Versager in der Schule, sondern sollten tief durchatmen und auf ihre Kinder vertrauen und auf sie hören. Je entspannter man als Eltern an die Sache herangeht, desto näher liegt manchmal die Lösung. 

Autorin: Stephanie Schoenen/ Dezember 2020

Bilder: Stephanie Schoenen