Was machen Sie genau? Diese Frage kennen wohl alle Quartiersmanager*innen. 

Ein Netzwerk der Akteur*innen aufbauen, im ständigen Kontakt mit Quartiersbewohnerschaft stehen, Bürgerveranstaltungen planen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben, Stadtteiltreff beleben… und das ist nur der Anfang. Die Aufgaben des Quartiersmanagments sind sehr vielfältig. Sie fordern unterschiedliche Kenntnisse und Kompetenzen. Die Aufgabenschwerpunkte an jedem konkreten Arbeitsplatz sind unterschiedlich. Das liegt öfter an der Finanzierungsquelle der Stelle und an den Vorgaben der Geld- bzw. Auftraggeber. Der/Die Quartiersmanager*in im Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ hat ein etwas anderes Aufgabenspektrum als der/die Quartiersmanager*in bei einem Wohnungsunternehmen oder bei einem Wohlfahrtsverband. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass jedes Quartier unterschiedlich ist. Bevölkerungsstruktur, Kommunikationswege, soziale Infrastruktur, ehrenamtliches Engagement, soziales Netzwerk – alle diese und viele anderen Aspekte machen jedes Quartier besonders. 

Bei der Vielfalt der Aufgaben, ist der/die Quartiersmanager*in mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Wie mache ich meine Arbeit für Auftraggeber*innen und für relevante Akteur*innen verständlich?
  • Wie analysiere ich meine Arbeit?
  • In welchen Bereichen gibt es Verbesserungsbedarf?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir die Arbeit des Quartiersmanagments unter die Lupe nehmen. Hier ist eine Methode, wie man eigene Arbeit analysieren und die Ergebnisse vorstellen kann. Dabei ist nicht zu vergessen, dass jede Stelle mit eigenen Schwerpunkten und Aufgaben belegt ist.

 

Schritt 1: Aufgabenfelder

In diesem ersten Schritt wird die ganze Palette der Aufgabenfelder des Quartiersmanagments zusammengefasst und visualisiert. Auf dem nachfolgenden Bild sind unterschiedliche Arbeitsbereiche des Quartiersmanagments an einem bestimmten Arbeitsplatz dargestellt (Goslar, Stadtteil Jürgenohl).

 


Schritt 2: Erläuterungen zu den Aufgabenfeldern

Im zweiten Schritt erfolgt eine detaillierte Erläuterung, mit welcher Arbeit die einzelnen Aufgabenfelder gefüllt sind. Hier ist ein Beispiel an zwei Aufgabenfelder aus der Grafik.

Beratung 2x wöchentlich im Beratungsbüro. Montag 9-12 und Dienstag 14-17. Die festgelegten Beratungszeiten sind praktisch für die Bevölkerung, da sie einmal Vormittag und einmal Nachmittag stattfinden. Die Beratung erfolgt im persönlichen Gespräch im Büro oder am Telefon. In der Corona-Zeit wurden die Beratungen nur telefonisch zu den üblichen Öffnungszeiten angeboten. Die häufigsten Themen der Beratungsgespräche sind: Alltagshilfe für Senior*innen und Behinderte, Freizeitangebot, Beschwerden aller Art und Verbesserungsvorschläge. Die meisten Kund*innen in den Sprechstunden sind Senior*innen. Während der Sprechstunden in der Abwesenheit der Kund*innen werden Büroarbeit erledigt und Dokumentationen durchgeführt.

Das Freizeitangebot besteht aktuell aus mehreren Freizeitgruppen, die zu festgelegten Zeiten die Räume vom Stadtteiltreff nutzen: Seniorengymnastik, Senioren Café, Senioren-PC-Club, Internationaler Frauentreff, Integrationsgruppe „Jürgenohl Aktiv“, Inklusionsgruppe für Erwachsene „Treff am Markt“, das Hip-Hop Projekt für Jugendliche „Step ans Mic!“ und die Malgruppe für Erwachsene „Farbenfroh“. Die Gruppen werden durch Ehrenamtliche oder Hauptamtliche geleitet. Einige Gruppen wurden in Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren ins Leben gerufen (z.B. Caritas, Integrationsstelle der Stadt Goslar, Dr.Fontheim Klinikum). Die Gruppenleiter*innen und deren Stellvertretende bilden einen Arbeitskreis, der vom Quartiersmanagment geleitet wird. Die Leitung des Arbeitskreises beinhaltet:

  • Kommunikation mit den Gruppenleiter*innen zu den laufenden Fragen für einen reibungslosen Ablauf in der Belegung und Nutzung der Räume 
  • Rundmails und Newsletter vom Quartiersmanagment mit den aktuellen Nachrichten aus dem Stadtteiltreff und aus dem Quartier
  • Durchführung von Treffen des Arbeitskreises, um laufende Fragen zu besprechen, gemeinsame Projektideen zu entwickeln und Kommunikation zwischen den Gruppenleiter*innen zu unterstützen. 

Aktuell laufen noch Planungsgespräche mit unterschiedlichen Akteuren zu Eröffnung weiterer Freizeitgruppen (z.B. Integrationsprojekt „Bleib gesund!“, Reporter-Werkstatt, Café der Lebenshilfe).  

Außer den festen Freizeitgruppen gibt es auch kurzzeitiges Freizeitangebot: eine Workshopsreihe „Wildkräuter“, die von Juni bis September angeboten wird. 

Das aktuell bestehende Freizeitangebot ist für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen im Quartier zugänglich. Jugendliche, Erwachsene und Senior*innen können an den unterschiedlichen Aktivitäten teilnehmen. Es gibt bestimmte Gruppen, die den Fokus auf Frauen, Migrationshintergrund oder Behinderung legen. Das Freizeitangebot wird nach der Analyse des Quartierslebens zusammengestellt. In dem Quartier gibt es auch andere Institutionen, die eigenes Freizeitangebot anbieten (Kirchengemeinde, Jugendzentrum). Dabei sollen die Angebote eine Bereicherung sein und nicht alsKonkurrenz bei den Freizeitangeboten im Quartier entstehen. Austausch mit den Akteuren hilft bei der Planung des Freizeitangebots.

Auf dieser Weise wird der Reihe nach jeder Aufgabenfeld aus dem Schritt 1 analysiert.

Schritt 3: Entwicklungspotenzial

Im dritten Schritt wird eine Ist-Kann-Analyse, basierend auf den Vorschritten, vorgenommen. Das geht wie eine Ist-Soll-Analyse nur ohne die festgelegten „Soll-Ziele“. Die Analyse schildert das Entwicklungspotenzial in der Arbeit des Quartiersmanagmenrs und kann als Grundlage für die weitere Planung der Arbeit oder als Diskussionsvorlage für die Entwicklung des Quartiersmanagements dienen. Eine informative Analyse vermittelt dem Auftrag- / Arbeitgeber*in die Möglichkeiten und Visionen des Quartiersmagments. 

Aufgabenfelder

(aus dem Schritt 1)

Ist

(aus dem Schritt 2)

Kann

(Entwicklungspotenzial)

Beratung 2x wöchentlch (6 Std.) Ausreichend, da das Beratungsbüro kann nicht durch Freizeitangebot in der Beratungszeit belegt werden. 
Freizeitangebot

– Freizeitgruppen, die sich regelmäßig treffen. 

– Zeitbegrenztes Freizeitangebot (Workshopsreihe)

– Gruppenleiter*innen bilden einen Arbeitskreis

-Mehr Veranstaltungen mit punktuellem oder zeitbegrenztem Charakter anbieten (z.B. Lesungen, Workshops, Bastelangebot zu Ostern, Weihnachtscafé, Ferienangebot)

-Infoveranstaltungen mit eingeladenen Gästen anbieten (z.B. Polizei, Job Center, Sozialdienste)

-Möglichkeiten entwickeln das Freizeitangebot ins Freie beim Guten Wetter zu verlegen (Mobile Gegenstände)

   

 

Der Reihe nach wird jeder Aufgabenfeld analysiert und die Notwendigkeit sowie Möglichkeiten der Veränderungen erläutert. 

Nach dem die Diskussionen über Notwendigkeit, finanzielle Möglichkeiten, Human Resources, Aufwandsgrad, Zeit- und Raumkapazitäten usw. abgeschlossen sind, können aus den „Kann-Ideen“ die „Soll-Ziele“ definiert werden. 

Die gezeigte Methode hilft den Quartiersmanager*innen die eigene Arbeit zu analysieren und die Ergebnisse sachlich präsentieren zu können. Die konstruktiven Gespräche auf Grund der geschaffenen Analyse helfen den „Fahrplan“ für alle Beteiligten festzulegen. Das trägt der Verständlichkeit und der Transparenz bei der Planung der Arbeit bei und schützt die Quartiersmanager*in vor Erschöpfung und Bergen an Überstunden.

 

 

Autor: Pavel Simchanka/ August 2021