Die Demokratie gerät immer wieder in die Gefahr von verschiedenen Phänomenen, dazu gehört vor allem Fanatismus in verschiedenen Formen (politischer Extremismus, religiöser Fanatismus, aber auch der aktuelle Rechtspopulismus oder die Bewegung der Reichsbürger etwa). Ernst-Dieter Lantermann versucht, diese Phänomene aus psychologischer Sicher zu erklären. Auf sehr erfrischende Art und Weise macht er nicht etwa äußere Faktoren (mediale Beeinflussung, das Scheitern der Parteien der Mit-te o.ä.) für diese Phänomene verantwortlich, sondern erläutert sehr detailliert die Prozesse, die sich auf psychologischer Ebene bei dem einzelnen abspielen und ihn/sie in fanatische Denkzusammenhänge führt. Spannend ist auch, dass er nicht bei den offensichtlich gefährdenden Formen bleibt, sondern auch fanatische Sportler*innen oder Veganer*innen in seine Beschreibung einschließt. Dies verdeutlicht sehr schön, dass das Thema, auf das sich der Fanatismus bezieht, letztlich fast willkürlich gewählt ist und es im Prinzip lediglich darum geht, das eigen Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen sowie eine Komplexität der Sinngebung zu reduzieren, um Eindeutigkeit zu erhalten.

Leider erfüllt der Autor das Versprechen nicht ganz, zum Ende des Buchs Möglichkeiten der Prävention zu beschreiben. Hier wird er recht vage und bietet wenig handhabbare Möglichkeiten. Dennoch sehr lesenswert, vor allem, weil das Buch es schafft, den Leser, der meistens wahrscheinlich eher nicht fanatisch ist, in die Denkprozesse einzuführen und sie so nachvollziehbar zu machen. 

Lantermann, Ernst-Dieter (2016): Die radikalisierte Gesellschaft. Von der Logik des Fanatismus.Karl Blessing Verlage München. 

ISBN: 978-3-89667-577-4. 224 Seiten

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