Home-Office ist doch was richtig Tolles, oder? 

Fast jeder hat sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie toll es wäre von zu Hause aus zu arbeiten. Ausschlafen, frühstücken und die Arbeit ganz entspannt vom Sofa aus beginnen. Die Covid-19-Pandemie, sowie deren Folgen und Maßnahmen, hat zumindest temporär vielen Menschen in Deutschland die Möglichkeit gegeben im Home-Office ihre Arbeit zu erledigen. 

Die sozialen Medien waren und sind bis heute voll mit Tipps und Tricks wie man effektiv sein Arbeitsplatz im Home-Office organisiert. Auf Instagram, Facebook, Twitter und in Blogs findet man viele Beiträge und Bilder von neu eingerichteten Arbeitsplätzen, überall in der Wohnung oder im Haus verteilt. Arbeiten auf Balkon oder Terrasse und den Sonnenschein genießen. Oh ja, das war die Anfangseuphorie für Home-Office. 

Aber ganz schnell ist diese Euphorie vorbei gegangen und was folgte waren Erschöpfung und Frustration. Die ersten Stimmen meldeten sich, die bezweifelten, dass zu Hause ähnlich produktiv gearbeitet werden könne wie am üblichen Arbeitsplatz¹. Schnell war das Verlangen da, wieder im Büro seine Arbeit zu erledigen.

Besonders hart hat diese Zeit die Familien getroffen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat mit Covid 19 neue Herausforderungen mit sich gebracht. Mehr als vier Millionen Familien mit erwerbstätigen Eltern in Deutschland mussten sich dieser Herausforderung stellen bzw. bewältigen sie bis heute. Ihnen blieb keine andere Wahl, wenn es überhaupt die Möglichkeit gab, als ins Home-Office zu gehen. 

Es war schon lange nicht mehr so kompliziert, Betreuung und Erwerbstätigkeit unter einem Hut zu kriegen. Aufgrund der speziellen Gefahr des Corona-Virus für ältere Personen, zusammen mit den verhängten Kontaktbeschränkungen sind auch die Betreuungsmöglichkeiten durch die Großeltern weggefallen. Die Eltern mussten ihren Alltag umstrukturieren und mit ihrer Arbeitsstelle eine gute Lösung finden. Home-Office und Urlaub, in einigen Fällen auch unbezahlter Urlaub oder Kurzarbeit, waren bei vielen Familien der Ausweg um Beruf und Kinderbetreuung zu vereinbaren. 

Viele Maßnahmen wurden von der Regierung inzwischen in Teilen zurückgenommen und man kommt allmählich zum gewohnten Arbeitsalltag zurück. Jedoch haben Kindergärten und Schulen noch keinen normalen Betrieb so wie man es gewohnt war vor der Pandemie. Somit kämpfen die Familien immer noch mit der Herausforderung Betreuung und Beruf zu vereinbaren. Hinzu kommen bei einigen  die finanziellen Sorgen. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb ist bis heute noch nicht in Sicht. 

Mit Covid 19 haben viele Unternehmen und ihre Mitarbeitenden das Vereinbarkeitsproblem von Beruf und Familie neu betrachten müssen. Es ist systematisch wichtig in jedem Unternehmen ein gut ausgearbeitetes Konzept zur Vereinbarkeiten von Kinderbetreuung, Pflege und Beruf zu haben. Somit kann schnell und unproblematisch ein Lösungsweg und eine Entlastung für alle Betroffen gefunden werden. Man darf jedoch nicht vergessen, dass nicht alle Tätigkeiten im Home-Office erledigt werden können.

Wenn man die aktuelle Situation betrachtet, so sind mit den Auswirkungen der Pandemie viele Familien in das traditionelle Familienbild zurückgekehrt. Wie die aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, sind von der Mehrbelastung vor allem erwerbstätige Mütter betroffen. Sie mussten sich der Herausforderungen stellen jeden Tag ihre Erwerbsarbeit mit einer ganztägigen Kinderbetreuung und Homeschooling zu vereinbaren. Die Erwerbs- und Sorgearbeit war schon von Beginn der Corona-Pandemie ungleich verteilt. Den größten Teil der Kinderbetreuung leisteten die Mütter, selbst wenn sie wie ihr Partner in Vollzeit erwerbstätig waren und umso mehr wenn sie teilzeitbeschäftigt waren. Ebenso werden die alltäglichen Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen, Waschen und Putzen überwiegend von Müttern geleistet. Hinzu kommt, dass die meisten Männer in Vollzeit arbeiten und zudem häufig besser bezahlt werden. Das führt dazu, dass weniger Männer ihre Arbeitszeit in der Krise reduzieren als Frauen welche überwiegend Teilzeitbeschäftigt sind.²

Die Alleinerziehenden treffen die neuen Herausforderungen noch härter³, ber auch die Kinder leiden unter den Umständen. Es gibt bereits erste Studienergebnisse welche die Erfahrungen der Kinder und Eltern in der Corona-Pandemie beschreiben, die KiCo Studie. In dieser Zeit wurde deutlich, dass den Bedürfnissen von Familien bis heute weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird als wirtschaftlichen Interessen. Immerhin hat die Politik mittlerweile einige Maßnahmen eingeführt um Familien in der aktuellen Situation zu entlasten. (Vgl. Homepage des Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/corona-pandemie/finanzielle-unterstuetzung)

Bis heute stellen sich dennoch viele Alleinerziehende und erwerbstätige Familien, vor allem Mütter, der Herausforderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gerecht zu werden. Wo bleibt da die Gleichberechtigung? 

 1 Vgl. K.-U. Müller/C.Samtleben/J.Schmieder&K.Wrohlich (2020): Corona – Krise erschwert Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Mütter – Erwerbstätige Eltern sollten entlastet werden. DIW Berlin, S.336. 

Vgl. K.-U. Müller/C.Samtleben/J.Schmieder&K.Wrohlich (2020): Corona – Krise erschwert Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Mütter – Erwerbstätige Eltern sollten entlastet werden. DIW Berlin, S.334-336.

3 ebenda S.334.

 

Autorin: Tatjana Mik / Juni 2020