Quartiersarbeit lebt wie die meisten sozialen Arbeitsbereiche von der Begegnung mit Menschen. Üblicherweise sieht der Arbeitsalltag den Kontakt zu Bürger*innen, den Austausch mit Unternehmer*innen und die Organisation von Bürgerbeteiligung vor. Wie kann das also gelingen, wenn genau diese Begegnungen aufgrund von Kontaktsperren oder Ausgangssperren nicht stattfinden können?
Sicherlich könnte man resignieren und das Quartiersmanagement ruhend stellen solange die Beschränkungen bestehen. Die meisten Quartiere tun dies jedoch nicht. Zu groß ist der Bedarf, Bürger*innen aufzufangen, zu beraten, Unternehmer*innen zu unterstützen und begonnene Netzwerke weiterzuführen. Auch wenn dies keine leichte Aufgabe ist, gelingt es doch in verschiedenen Städten sehr gut.
Die Kreativität der Quartiere ist dabei enorm groß. Viele Angebote wurden digitalisiert und als Video oder Foto über verschiedene soziale Medien an die Bürger*innen gebracht. Aber auch neue Angebote entstehen online, die versuchen die Menschen zu verbinden, indem sie an kulturellenProgrammen oder dem Austausch innerhalb des Stadtteil teilhaben können. Hinzu kommt, dass das Ausleihen von Materialien zur Kinderbeschäftigung oder das Übernehmen von Dienstleistungen von Mitmenschen im Quartier organisiert wurde, um vielen unter die Arme zu greifen, die sonst aufgrund der sozialen Infrastruktur vielleicht ganz gut klarkommen, aber aufgrund der Einschränkungen in der Corona-Krise an ihre Grenzen kamen und kommen.
In beeindruckender Weise zeigt sich auch, dass Quartiere häufig sehr flexibel sind in ihrer Arbeit. Die neuen Gegebenheiten haben die Planungen häufig zerstört, aber auch dadurch zu einer neuen Ausrichtung – einer stärkeren Digitalisierung oder auch zu anderen innovativen und tollen Ideen. Und das tolle dabei: die Bemühungen bleiben nicht umsonst. Aus den Rückmeldungen mehreren Quartiersmanagements konnten wir hören, dass neue Strukturen und Netzwerke entstanden sind und auch ein neues Solidaritätsgefühl, an dem festgehalten werden soll. Bedarfe, die sich jetzt in der Krise zeigen, sind sonst zwar vielleicht nicht derart akut, aber dennoch vorhanden und können weiter bearbeitet werden. Neue ehrenamtlich aktive Menschen, können langfristig für ein Engagement im Stadtteil gewonnen werden und so das Quartier weiter voran bringen.
Eine Krise ist also auch immer ein Raum für Kreativität und Ideen und auch eine Zeit des Zusammenhalts. Diese Energie können die Quartiere langfristig nutzen und weitertragen. Wenn dazu dann wieder Treffen vor Ort und persönliche Kontakte zu Bürger*innen und Unternehmer*innen kommt, können Quartiersmanagements und die Quartiere an sich auch langfristig profitieren und dadurch mögliche Restriktionen besser meistern, die Corona natürlich auch mit sich bringt, gerade in benachteiligten Quartieren.
Autorin: Stephanie Schoenen / Juli 2020